Julian Schellong
Neuere Geschichte
Projektmitarbeiter "Build Back Better!"
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Work
S3|12 512
Residenzschloss 1
64283
Darmstadt
»Outstanding Value to Humanity«: Internationaler Denkmalschutz, UNESCO und die Konstruktion einer globalen Vergangenheit, ca. 1941-1989 (Promotionsprojekt)
Mein Dissertationsprojekt untersucht die Universalisierung von Kulturerbe und die Internationalisierung der Denkmalpflege in dem Konzept des 'Weltkulturerbes'. Das Konzept ging davon aus, dass kulturelles Erbe nicht eine einzelne Nation repräsentiert, sondern Ausdruck einer geteilten Vergangenheit der ganzen Menschheit ist und der Weltbevölkerung gehört. Nach dem Zweiten Weltkrieg lancierten Denkmalpfleger und Organisationen wie die UNESCO internationale Kampagnen zur Erhaltung von Denkmälern auf der ganzen Welt, beispielsweise in Abu Simbel (Ägypten), Borobudur (Indonesien) oder Kotor (SR-Jugoslawien). Mit dem UNESCO-Welterbe-Programm schufen sie 1972 ein bürokratisches System zur globalen Verwaltung von Kulturerbe.
Ich argumentiere, dass die Entwicklung des universalen Kulturerbes durch drei Dynamiken geprägt wurde: die Nutzung von günstigen Gelegenheiten in globalen Konflikten, das Austarieren von Zentrum und Peripherie in der postkolonialen Welt sowie die Anpassung von denkmalpflegerischen Prinzipien und Berufsethos an die praktischen Gegebenheiten vor Ort.
Das Forschungsprojekt ist eine Geschichte der Ideale und Praktiken der Denkmalpflege. Es untersucht vier internationale Projekte für den Schutz von Denkmälern und analysiert deren Akteure, Motivationen und Effekte. Das Projekt soll zur Geschichte der internationalen Kulturpolitik und zur Kulturgeschichte der Globalisierung beitragen.
Für das Projekt werte ich Quellenmaterial u.a. von ICOMOS International (Paris), UNESCO (Paris), ICCROM (Rom) und Archivio Piero Gazzola (Verona) aus.
Die Kommodifizierung von CO2. Umwelt- und Wissensgeschichte der internationalen Klimapolitik, ca. 1970-2000 (Arbeitstitel)
Kohlenstoffdioxid absorbiert elektromagnetische Strahlung wie Wärme. So heizt das Gas die Erdatmosphäre auf – der sogenannte Treibhauseffekt. 1997 einigten sich die Vereinten Nationen mit dem Kyoto-Protokoll auf einen marktbasierten Mechanismus, um das Problem der menschengemachten Erderwärmung zu lösen. Auf Märkten für Emissionsrechte sollten Produzenten von Treibhausgasen ihre Emissionen bezahlen und so Anreize erhalten, weniger fossile Brennstoffe zu verbrauchen. Die internationale Staatengemeinschaft machte CO2 zu einer knappen Ware, die bezahlt und international gehandelt werden konnte.
Das Forschungsprojekt sucht eine Erklärung dafür, wie und warum WissenschaftlerInnen und die internationale Staatengemeinschaft Märkte für Emissionsrechte entworfen und durchgesetzt haben. Es beleuchtet den historischen Kontext, der die Kommodifizierung von CO2 ermöglichte und identifiziert die Interessen, die in diese Politik hineinspielten. Außerdem möchte es nachvollziehen, wie der Handel mit Emissionsrechten in der Praxis funktionierte. Forschungsgegenstand sind die Argumente, die politischen Konstellationen und die Techniken, mit denen die marktbasierte Klimapolitik konzipiert, beschlossen und umgesetzt wurde.
Die Ausgangshypothese lautet, dass die Kommodifizierung von CO2 durch die Vermittlung von Wissen und Macht geprägt war: Wissen über die Atmosphäre und Geophysik genauso wie über ökonomische Theorie, Märkte und unternehmerisches Verhalten. Klimapolitische Beschlüsse verschalteten dieses Wissen mit geopolitischen Zielen und Handlungsspielräumen in internationalen Beziehungen. Erst indem CO2 aus ganz unterschiedlichen akademischen Disziplinen erfasst und politischen Interessen untergeordnet wurde, konnte aus dem Stoff eine global gehandelte Ware werden.
Seit 09/2022: Doktorand TU Darmstadt, Fachgebiet Neuere Geschichte
Promotionsprojekt: »Outstanding Value to Humanity«: Internationaler Denkmalschutz, UNESCO und die Konstruktion einer globalen Vergangenheit, ca. 1941-1989
gefördert mit einem Stipendium der Gerda-Henkel-Stiftung
01–06/2025: Visiting Fellow, ZZF Potsdam, Abt. V „Globalisierungen in einer geteilten Welt“
04/2024: Forschungsstipendium, DHI Paris
10–12/2023: Visiting PhD Student, European University Institute (Florenz), Dept. of History
09/2023: Forschungsstipendium, DHI Rom
2016–2019: M.A. in Geschichte und Philosophie des Wissens, ETH Zürich
Master-Thesis: Wetteraufschreibesysteme 1864/1978. Automatisierung und Digitalisierung im meteorologischen Beobachtungsnetz der Schweiz
gefördert mit einem Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung
2011–2015: B.A. in Kultur- und Kommunikationswissenschaften, Zeppelin Universität Friedrichshafen
2013: Auslandssemester, Ben-Gurion University of the Negev, Israel
Vergangene Lehrveranstaltungen
TU Darmstadt, Übung „Wetter ist immer: Meteorologie und Klimaforschung im 19. und 20. Jahrhundert“, Wintersemester 2021/22
Publikationen
• »Stable Relations: Earthquake Disasters and Internationalism in the Conservation Community, c. 1976«, in: Svenja Hönig und Marco Špikić (Hrsg.), Erschütterung. Erde und Erbe in der Krise (Heidelberg 2024)
• Rezension zu: Leander Diener: Das Jungfraujoch. Eine Geschichte der Hochalpinen Forschungsstation 1922-1952 (Zürich 2022), in: infoclio (2023)
• Rezension zu: Helge Wendt: Kohlezeit. Eine Global- und Wissensgeschichte (1500-1900) (Frankfurt/M., 2022), in: CONNECTIONS (2023)
• Rezension zu: Roman Köster: Einführung in die Wirtschaftsgeschichte. Theorien, Methoden, Themen (Stuttgart 2020), in: H-Soz-Kult, 15.12.2022
• »Die langweilige Seite des Mondes«, in: MERKUR 846 (2019, zweitveröffentlich auf ZEIT Online)
Vorträge
• »Boundaries of Universalism: Constructing World Heritage and the UNESCO Campaigns for Abu Simbel and Borobudur, 1955-1983«, Konferenz Culture & International History VII, FU Berlin, Dez. 2024
• »Temporal Tectonics. Earthquake Reconstructions and Professionalization of Heritage Conservation, c. 1960-1990«, Jahrestagung AKTLD, Zagreb, Sept. 2023
• Posterpräsentation des Promotionsprojekts, 54. Deutscher Historikertag, Leipzig, Sept. 2023
• »The Commodificaton of CO2. Political Construction of Scarcity in the Kyoto Protocol«, 6. Schweizerische Geschichtstage, Genf, Juni 2022
• »Organizing Atmospheric Scarcity: Techniques and Practices of CO2 Trading«, Workshop Environmental Governance. Experience, Knowledge, Expectations since 1945, ZFF Potsdam, Sept. 2021
• „Scales and Standards of Climate Governance and the Commodification of CO2“, gemeinsame Jahrestagung von GTG und GWMT, Wien, Sept. 2021
• »Die langweilige Seite des Mondes. Zur formalen Organisation des Apollo-Programs«, Workshop Das Formular, Wien, öster. Ministerium für Kultur und Universität Siegen, Okt. 2019