Julian Schellong

Neuere Geschichte

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Work S3|12 512
Residenzschloss 1
64283 Darmstadt

Constructing and Reconstructing Universal Heritage, c. 1945-1990 (PhD project, working title)

My PhD project investigates the ideals and practices of heritage conservation in an international context. After the Second World War, conservation and the notion of heritage have undergone a transformation from the national to the universal. Conservators proclaimed that monuments and cultural artifacts were expressions of a universal humanity and belonged not to nations but to the global population. They established new international institutions (such as UNESCO or ICOMOS), professional principles (such as the Charter of Venice), and schemes of cultural bureaucracy (such as the World Heritage Program) committed to the ideal of universality.

The project analyzes the construction of 'universal heritage' with its actors, motifs, political contexts, and ramifications. By illuminating how conservators shaped the idea of a global past, how this idea was implemented, and how in certain domains it remained exclusive to the Western World, the project contributes to cultural history of globalization.

Four case studies are examined, each focusing on the comprehensive reconstruction of monuments and the narratives of the past they represent. One case is on the reconstructions of monuments in Vienna in 1945 for which the Allied military administration and the Bundesdenkmalamt collaborated. The second studies the translocation of the an-cient Abu Simbel temples in the Nubian desert under UNESCO's auspices. The third is on reconstructions of a small Italian town after an earthquake with the method of anastylosis. In the last chapter I study how petitions for restitutions of African artworks taken by colonial powers were dismissed by Western museums.

The project draws from historical material from ICOMOS, UNESCO, ICCROM, the Archivio Piero Gazzola, municipal, and state archives.

Die Kommodifizierung von CO2. Umwelt- und Wissensgeschichte der internationalen Klimapolitik, ca. 1970-2000 (Arbeitstitel)

Kohlenstoffdioxid absorbiert elektromagnetische Strahlung wie Wärme. So heizt das Gas die Erdatmosphäre auf – der sogenannte Treibhauseffekt. 1997 einigten sich die Vereinten Nationen mit dem Kyoto-Protokoll auf einen marktbasierten Mechanismus, um das Problem der menschengemachten Erderwärmung zu lösen. Auf Märkten für Emissionsrechte sollten Produzenten von Treibhausgasen ihre Emissionen bezahlen und so Anreize erhalten, weniger fossile Brennstoffe zu verbrauchen. Die internationale Staatengemeinschaft machte CO2 zu einer knappen Ware, die bezahlt und international gehandelt werden konnte.

Das Forschungsprojekt sucht eine Erklärung dafür, wie und warum WissenschaftlerInnen und die internationale Staatengemeinschaft Märkte für Emissionsrechte entworfen und durchgesetzt haben. Es beleuchtet den historischen Kontext, der die Kommodifizierung von CO2 ermöglichte und identifiziert die Interessen, die in diese Politik hineinspielten. Außerdem möchte es nachvollziehen, wie der Handel mit Emissionsrechten in der Praxis funktionierte. Forschungsgegenstand sind die Argumente, die politischen Konstellationen und die Techniken, mit denen die marktbasierte Klimapolitik konzipiert, beschlossen und umgesetzt wurde.

Die Ausgangshypothese lautet, dass die Kommodifizierung von CO2 durch die Vermittlung von Wissen und Macht geprägt war: Wissen über die Atmosphäre und Geophysik genauso wie über ökonomische Theorie, Märkte und unternehmerisches Verhalten. Klimapolitische Beschlüsse verschalteten dieses Wissen mit geopolitischen Zielen und Handlungsspielräumen in internationalen Beziehungen. Erst indem CO2 aus ganz unterschiedlichen akademischen Disziplinen erfasst und politischen Interessen untergeordnet wurde, konnte aus dem Stoff eine global gehandelte Ware werden.

2016-2019: M.A. in Geschichte und Philosophie des Wissens, ETH Zürich
Master-Thesis: Wetteraufschreibesysteme 1864/1978. Automatisierung und Digitalisierung im meteorologischen Beobachtungsnetz der Schweiz

2011-2015: B.A. in Kultur- und Kommunikationswissenschaften, Zeppelin Universität Friedrichshafen

2013: Auslandssemester an der Ben-Gurion University of the Negev, Israel

Vergangene Lehrveranstaltungen
Übung „Wetter ist immer: Meteorologie und Klimaforschung im 19. und 20. Jahrhundert“, TU Darmstadt, Wintersemester 2021/22

Publikationen:
„Die langweilige Seite des Mondes“, in: MERKUR Nov. 2019 (zweitveröffentlicht auf Zeit Online)

Vorträge:
„Die Kommodifizierung von CO2. Zur internationalen Klimapolitik ca. 1970-2000“, Ringvorlesung Studium Oecologicum, HU Berlin, 03.11.2022

„Die Kommodifizierung von CO2. Politische Konstruktion von Knappheit im Kyoto-Protokoll“, Panel Reste und Ressourcen. Regulierungen von Stoffströmen im 19. und 20. Jahrhundert, Genf, Schweizerische Geschichtstage, 29.06.-01.07.2022

„Scales and Standards of Climate Governance and the Commodification of CO2“, gemeinsame Jahrestagung von GTG und GWMT, Wien, 17.09.2021

„Organizing Atmospheric Scarcity: Techniques and Practices of CO2 Trading“, Workshop Environmental Governance. Experience, Knowledge, Expectations since 1945, ZFF Potsdam, 16.09.2021

„Die Kommodifizierung von CO2. Zur Umwelt- und Wissensgeschichte internationaler Klimapolitik, ca. 1970 – 2000“, Kolloquium Gesellschaft/Wissen/Umwelt, Universität Bielefeld, 13.07.2021 (zusammen mit Nicolai Hannig)

„Die langweilige Seite des Mondes. Zur formalen Organisation des Apollo-Programms“, Tagung Das Formular, Wien, österr. Ministerium für öffentlichen Dienst und Universität Siegen, 30.-31.10.2019