Nachruf OStR Dietrich Bruckner

Das Institut für Geschichte trauert um Dietrich Bruckner, Oberstudienrat im Hochschuldienst, der von 1970 bis 2001 bei uns tätig war.

Dietrich Bruckner prägte fast drei Jahrzehnte die Lehre und den Alltag am Institut für Geschichte. Als er 1970 aus dem Schuldienst in Hamburg an die TH Darmstadt wechselte, gab es das Institut in seiner gegenwärtigen Form noch nicht einmal – so waren die älteren Epochen noch nicht zu eigenständigen Fachgebieten ausgebaut. Diese Situation erforderte von Dietrich Bruckner eine beeindruckende fachliche Breite in der Lehre. Formal in der Neueren Geschichte angesiedelt, unterrichtete er genauso problemlos die Geschichte des Mittelalters wie die der Frühen Neuzeit. Schon bevor die DDR-Aufarbeitung ein wichtiges Forschungsanliegen der Geschichtswissenschaft wurde, konnten Darmstädter Studierende bei ihm regelmäßig Lehrveranstaltungen aus diesem Themenfeld besuchen. Fast im Alleingang stemmte er die lehramtsspezifischen Angebote im Bereich der Fachdidaktik, aber auch das „Proseminar Zeitgeschichte“ betrieb er mit besonderem Engagement. Durch diese Lehrveranstaltung für Studierende anderer Fächer war Dietrich Bruckner in der Hochschule weit über den eigenen Fachbereich hinaus bekannt. Den Studierenden begegnete er mit Wohlwollen und einer schier unglaublichen Geduld – Verärgerung zeigte er höchstens, wenn es an konzentrierter Auseinandersetzung mit der Geschichte mangelte.

Sowohl die Studierenden als auch die Kolleginnen und Kollegen profitierten von seiner zugewandten, hilfsbereiten Art. Als Fachstudienberater hatte er stets ein offenes Ohr für die Anliegen der Studierenden, die mit ihren Fragen jederzeit Zugang zu seinem Büro hatten. Seinen Eintritt in den Ruhestand 2001 bedauerten viele Studierende sehr – und das nicht nur, weil es nun nicht länger möglich war, mehr als nur Studienangelegenheiten in ausführlichen Sprechstunden unter Hinzuziehung der ein oder anderen Zigarette zu erörtern. Auch viele Kolleginnen und Kollegen erinnern sich dankbar seiner praxisnahen, stets unaufdringlichen Ratschläge, die vor allem vielen Jüngeren den Einstieg am Institut erleichterten. Bis heute gilt in den unübersichtlichen Verschachtelungen der Institution Universität ein Leitsatz, mit dem Dietrich Bruckner auch die scheinbar sinnloseste Struktur zu entwirren pflegte: Man kann immer historisch erklären, was logisch völlig unverständlich ist.

Über Lehre und Beratung hinaus sorgte Dietrich Bruckner für Stabilität und Kontinuität am Institut, in dem er viele weitere Funktionen übernahm. Seiner Handschrift im buchstäblichen Sinne begegnen Nutzerinnen und Nutzer der Universitäts- und Landesbibliothek bis heute, war er doch lange Jahre bei neu angeschafften Büchern der Institutsbibliothek für die Signaturvergabe verantwortlich. Wer heute Werke aus der Zeit seines Wirkens ausleiht, sieht immer noch die sorgfältigen Bleistifteintragungen, mit denen er die Signaturen auf den Titelseiten vermerkte. Doch wichtiger ist seine Präsenz im Gedächtnis von ehemaligen Studierenden, Kolleginnen und Kollegen, die sich seiner mit Respekt und Zuneigung erinnern.

Unser Mitgefühl gilt seinen Angehörigen und Freunden.

(Detlev Mares)