Das Institut für Geschichte trauert um Prof. Dr. Hans-Christoph Schröder, der von 1973 bis 1998 die Professur für Neuere Geschichte inne hatte. Herr Schröder starb am 8.2.2019 nach längerer Krankheit in Darmstadt.
Hans-Christoph Schröder wurde 1933 in Rathenow bei Berlin geboren. Nach seinem Studium der Amerikanistik und Geschichte in Köln promovierte er 1966 bei Theodor Schieder mit einer Arbeit über „Sozialismus und Imperialismus. Die Auseinandersetzung der deutschen Sozialdemokratie mit dem Imperialismusproblem und der „Weltpolitik“ vor 1914“. Im Anschluss arbeitete er am Max-Planck-Institut für Geschichte in Göttingen.
In seiner frühen Laufbahn setzte sich Hans-Christoph Schröder primär mit der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung auseinander, wobei ihn sein Interesse am Thema ‚Imperialismus‘ zu Forschungen über die Zusammenhänge von Imperialismus und antidemokratischem Denken am Beispiel Alfred Milners oder die Haltung des Sozialdemokraten Gustav Noske zur Kolonialpolitik im Deutschen Kaiserreich führte. Während seiner Professur in Darmstadt widmete sich Schröder insbesondere der angelsächsischen Geschichte und trat mit viel beachteten Publikationen zur amerikanischen Revolution (1982), zu den Revolutionen Englands im 17. Jahrhundert (1986) und zu George Orwell (1988) hervor. Wegweisend waren auch seine Studien zum Puritanismus. Sehr großen Erfolg hatte vor allem eine Überblicksdarstellung zur englischen Geschichte. Noch 2017 konnte er für deren siebte Auflage als einer der ersten Beobachter den Brexit in die Zusammenhänge der britischen Geschichte einordnen.
In seinen Anfangsjahren am Institut für Geschichte war Hans-Christoph Schröder Mitherausgeber der Zeitschrift ‚Geschichte und Gesellschaft‘ und der Schriftenreihe ‚Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft‘, beides bedeutende Organe im Prozess der Modernisierung der Geschichtswissenschaft in dieser Aufbruchszeit.
Seinen ehemaligen Studierenden ist Hans-Christoph Schröder als engagierter Hochschullehrer in Erinnerung. Legendär sind die umfangreichen Bücherstapel an neuester wissenschaftlicher Literatur, die er in seine Vorlesungen mitbrachte und stets minutiös durchgearbeitet hatte. Er beeindruckte durch seinen breiten Interessenhorizont, der sich auch in seiner Liebe zur Musik und Literatur ausdrückte. Vor allem aber schätzten die Studierenden, dass er in ihnen stets gleichberechtigte intellektuelle Gesprächspartner suchte und sie auf diese Weise zur Entwicklung eigener Gedanken und Fragen an die Geschichte ermunterte.
Das Institut für Geschichte wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren.
(11.2.19, Dieter Schott)
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