Generation im Aufbruch.
Die Geschichtswissenschaft in Deutschland im Spiegel autobiographischer Porträts
01.03.2024 von Giuseppina Amenta
Christof Dipper und Heinz Duchhardt veröffentlichen autobiografische Essays namhafter deutscher Historikerinnen und Historiker.
Der vorliegende Band versammelt autobiografische Essays von 28 namhafte deutsche Historikerinnen und Historiker, die um 1940 geboren sind und über ein langes Forscherleben hinweg ihre Disziplin betreiben, beobachten und voranbrachten, berichten von sich selbst.
Aber sie liefern in den hier versammelten autobiografischen Essays mehr als nur ein annotiertes curriculum vitae, d.h. mehr als die buchhalterische Auflistung der Stationen eines Lebens als Historiker oder Historikerin. Sie schildern die Rahmenbedingungen ihres Werdegangs, also Herkunft, Geschlecht, Alterskohorte, ferner Freunde und Kollegen, Lehrer und andere Förderer, Auslandserfahrung. Sie berichten auch über ihre Stellung im Fach, in dessen Verbänden und Organisationen, aber natürlich in erster Linie über ihr Werk und dessen Echo. Sie skizieren ihre Rolle in ihrer jeweiligen Einrichtung, einer Universität oder einem Institut, und ihre Teilhabe an den Gremien und der Nachwuchsförderung.
So dienen die Essays als Spiegel der Geschichtswissenschaft in Deutschland im Umbruch von der Hitler-Diktatur zu einer freiheitlich-demokratischen Ordnung im Westen bzw. einer neuerlichen Diktatur im Osten Deutschlands und von den Schwierigkeiten eines Zueinander-Findens nach der „Wende“, sie schildern den Prozess der Entwicklung von der Ordinarien- zur Gruppen-Universität, den Wandel von eher herkömmlichen Fragestellungen hin zu den neuen und den unendlich vielen turns.
Auch von 1968, vom sog. Historikerstreit und der Neuorganisation der Geisteswissenschaften nach 1989 und dem Stellenwert der rapide gewachsenen außeruniversitären Einrichtungen im Fach ist die Rede.
Eine ausführliche Einleitung der beiden Herausgeber wertet die Essays aus und liefert eine Bilanz dessen, was diese Spitzenvertreterinnen und -vertreter ihrer Disziplin für die Geschichtswissenschaft in Deutschland geleistet haben.
Etwas Vergleichbares existiert weder in Nachbarfächern noch in unseren Nachbarländern.