Forschung im Fluss: Experimentalarchäologische Versuchsreihe zur frühmittelalterlichen Schifffahrt auf der Weschnitz
Testfahrt mit rekonstruiertem Einbaum-Floß
04.09.2024 von Nicolai Hillmus
Am 5. August 2024 erprobte der Lehrstuhl für Mittelalterliche Geschichte der Technischen Universität Darmstadt gemeinsam mit den Mitarbeiter*innen des Freilichtlabors Lauresham unter der Leitung von Claus Kropp und Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk den Einbaum, den die Lorscher Experimentalarchäolog*innen auf Grundlage von karolingerzeitlichen Funden rekonstruiert hatten.
Dabei wurde das kanuartige Boot, dessen Rumpf aus einem einzigen Baumstamm gefertigt wurde, wenige hundert Meter südlich der Wattenheimer Brücke bei Lorsch unterschiedlichen Tests unterzogen. Man prüfte verschiedenste Aspekte, wie dessen Fahrstabilität, seiner Navigierbarkeit durch verschiedene und kombinierte Antriebsarten wie Staken und Paddeln sowie auch den dazu notwendige Kraftaufwand unter Einbezug der Ladungskapazität und der Strömungsgeschwindigkeit.
Ein Zentrum (früh-)mittelalterlicher Grundherrschaft, das wie das Kloster Lorsch zahlreiche verstreute Besitzungen im alten Reich hatte, benötigte eine entsprechend gute Transportinfrastruktur. Die Rolle eines Wasserweges wie der Weschnitz, deren Schiffbarkeit der Lorscher Codex noch gegen Ende des 11. Jahrhunderts nahelegt, darf dabei nicht unterschätzt werden. Vor diesem Hintergrund dienten die Versuche als Teil des DFG-geförderten Projekts Weschnitz Fluvioscape dazu die Frage zu beantworten, wie die Schifffahrt und das Transportwesen des frühmittelalterlichen Klosters Lorsch in der Praxis funktionierten.