Herkunft: V.K.

Dr. Volker Köhler

Neuere und Neueste Geschichte

Fachgebietsmitarbeiter Landesstelle / Redaktionsleiter Neue Politische Literatur

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64283 Darmstadt

Für Anfragen die Neue Politische Literatur betreffend stehe ich Ihnen unter

npl-redaktionsleitung(at)pg.tu-darmstadt.de

gerne zur Verfügung.

Sprechstunde nach Absprache, bitte wenden Sie sich per mail an mich.

10/2017-10/2018 und 7/2020-12/2021

Elternzeit

2018-2022

Mitglied der Arbeitsgruppe HISTRANS (Historie der Transparenz)

seit 2016

Redaktionsleiter der Neuen Politischen Literatur

seit 2015

Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Neuere und Neueste Geschichte am FB02 der TU Darmstadt

2015

Promotion (Referenten: Jens Ivo Engels, Andreas Fahrmeir)

2013/2014

Vertreter des akademischen Mittelbaus im Fachbereichsrat des FB02 der TU Darmstadt

2011-2014

Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Darmstadt im DFG/ANR-Projekt „Politische Korruption: Praktiken der Begünstigung und öffentliche Debatten in Deutschland und Frankreich (19. – 20. Jahrhundert)“

2004-2011

Studium der Neueren und Neuesten Geschichte und Europäischen Ethnologie in Freiburg i.Br., Dundee (Schottland) und Basel

Redaktionsleiter Neue Politische Literatur

Beauftragter des Instituts für den TU Day

FDM-Beauftragter des Fachgebiets Neuere und Neueste Geschichte

in der Vergangenheit:

Vertreter der WiMis im Direktorium (2017-2021)

Vertreter der WiMis im Fachbereichsrat (2013/14)

Monographie:

Köhler, Volker: Genossen-Freunde-Junker. Die Mikropolitik personaler Beziehungen im politischen Handeln während der Weimarer Republik, Göttingen 2018.

Herausgeberschaft

Bernsee, Robert/Engels Jens Ivo/Huth, Volkhard/Köhler, Volker (Hrsg.): Moderne Patronage. Annäherungen an die Bedeutung personaler Verflechtungen in Politik und Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert (=Bensheimer Forschungen zur Personengeschichte 4), Frankfurt 2020.

Beiträge in Sammelbänden/Aufsätze:

Köhler, Volker: Citizens, Subjects, and Recruits. Changing Perceptions of State, Administration and Individual in the city of Mainz, 1790–1814, in: Palacios Cerezales, Diego / Luján, Oriol (Hrsg): Popular Agency and Politicisation in Nineteenth-Century Europe (=Palgrave Studies in Political History) London 2022

Bernsee, Robert/Engels Jens Ivo/Huth, Volkhard/Köhler, Volker: Einleitung, in: dies. (Hrsg.):Moderne Patronage. Annäherungen an die Bedeutung personaler Verflechtungen in Politik und Wirtschaft im 19. und 20. Jahrhundert (=Bensheimer Forschungen zur Personengeschichte 4), Frankfurt 2020, S. xi-xxii.

Engels, Jens Ivo/Köhler, Volker: Moderne Patronage – Mikropolitik in der Moderne. Konturen und Herausforderungen eines neuen Forschungsfeldes, in: Historische Zeitschrift 309, H. 1, S.36-69.

Köhler, Volker: Patronage démocratique ou amitié politique? Des réfléxions sur le manque curieux d'ingénerie électorale parmi l'élite politique de la République de Weimar, in: Alexandra Iancu u. Silvia Marton: Corruption et Politique en Europe. Enjeux, Réformes et Controverses, Paris 2019, S. 49-60.

Köhler, Volker: Bürokratie, Politik und Klienten. Carl Severing als Patron und Parteigenosse, in: Andreas Braune u. Michael Dreyer (Hg.): Republikanischer Alltag. Die Weimarer Demokratie und die Suche nach Normalität (= Weimarer Schriften zur Republik 2), Stuttgart 2017, S. 119-134.

Bernsee, Robert/Köhler, Volker: Korruption in der geschichtswissenschaftlichen Forschung und Lehre, in: Sebastian Wolf u. Peter Graeff (Hg.): Korruptionsbekämpfung vermitteln. Didaktische, ethische und inhaltliche Aspekte in Lehre, Unterricht und Weiterbildung, Wiesbaden 2017, S. 137-151.

Köhler, Volker: Wirtschaftskorruption in der Weimarer Republik? Der Verein gegen das Bestechungsunwesen und dessen Korruptionskommunikation, in: Hartmut Berghoff, Cornelia Rau, Thomas Welskopp (Hg.): Tatort Unternehmen. Zur Geschichte der Wirtschaftskriminalität im 20. und 21. Jahrhundert (=Schriftenreihe zur Zeitschrift für Unternehmensgeschichte 28), Berlin 2016, S. 68-83.

Köhler, Volker/Rothfuss, Anna: Ehrbare Kaufmänner und unlauterer Wettbewerb. Der Verein gegen das Bestechungsunwesen 1911-1935, in: Jens Ivo Engels et al (Hg.): Krumme Touren in der Wirtschaft. Zur Geschichte ethischen Fehlverhaltens und seiner Bekämpfung, Köln 2015, S.175-193.

Bour, Julie/Köhler, Volker: Recommandations et clientélisme en mirroir: la France de la IIIe République et l'Allemagne de la république de Weimar, in: Frédéric Monier, Olivier Dard u. Jens Ivo Engels (Hg.): Patronage et Corruption politique dans l'Europe contemporaine, Paris 2014, S. 185-201.

Rezensionen/Berichte:

für Neue Politische Literatur, Jahrbuch zur Liberalismus-Forschung, Geschichte für Heute, H-Soz-Kult.

Aktuelles Forschungsprojekt:

Der konkrete Bürger. Die Erfindung des bürgerlichen Subjekts als Zahl, Text und Akt in französischen, bayerischen und mainzischen Verwaltungen, 1789-1870.

Mein Habilitationsprojekt/ zweites Buch untersucht den Wandel im Verhältnis von Staat und Individuum am Beispiel des bürgerlichen Subjekts in der Zeit zwischen der Französischen Revolution und den 1870er Jahren. Mein Fokus liegt auf Verwaltungspraktiken, die ich als alltägliches Aushandlungsfeld von Bürgervorstellungen betrachte. In diesen Verwaltungspraktiken erfasst der Staat seine Bürger/Untertanen und diese interagieren wiederum mit dem abstrakten Staat auf der konkreten Ebene der Beschwerden, Forderungen, Normen in diesem Rahmen. Meine These lautet hierbei:

Das bürgerliche Subjekt formt sich in diesen Verwaltungspraktiken auf drei Ebenen heraus:

(i) als Zahl (in der Statistik und deren Anwendung),

(ii) als Text (in Briefen zwischen Verwaltung und Supplikant:innen) und

(iii) als Akt (in Form von Verwaltungsakten, die Normen umsetzen).

Dabei lässt sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten in Trend zur Konkretisierung des bürgerlichen Subjekts feststellen. Als (visualisierte) Zahl werden Individuen als Rekruten und Schüler mess- und fassbar, als Text wird der Bürger durch neue Rhetoriken benennbar, als Verwaltungsakt wird er definiert und normiert. Dadurch entsteht bis in die 1870er Jahre ein klar konturierter Begriff des Bürgers in der untersuchten Verwaltungskommunikation. Dieser ermöglicht es den unter diesen Begriff fallenden Subjekten, politisch gehört zu werden, in Verwaltungsvorgängen benannt zu werden. Aufbauend auf diesem Befund lässt sich an der Schnittstelle von Wissens-, Verwaltungs- und Politikgeschichte das Verhältnis von Staat und Individuum neu erzählen. Hier lässt sich ist nicht nur eine Geschichte der Disziplinierung, sondern auch eine Geschichte der Ermächtigung zum politischen Handeln aufspüren. Konkret ermöglichten die von mir untersuchten Verwaltungsvorgänge in Militär- und Schulwesen eine Verdichtung und Konkretisierung bisheriger Forschungen zu Partizipation am und Verhältnis zum Staat verschiedener Gruppen und Individuen. Das bürgerliche Subjekt wird in meinem Untersuchungsfeld konkret für den Staat fassbar: Wer dieser konkreten Ausdeutung entsprach, konnte politisch partizipieren. Hierbei verbinden sich im konkreten Anlass und Moment Motive aus den Debatten um Individuum- und Bürgerbegriff.

In meiner Arbeit konzentriere ich mich auf die Fallbeispiele Frankreich, Bayern und die Stadt Mainz, die mit ihrer wechselhaften territorialen Geschichte im Untersuchungszeitraum als ein Scharnier darstellt. Frankreich stellt im Untersuchungszeitraum ein politisch wie administratives role model dar, mit dem sich alle europäischen Länder auseinandersetzten. Bayern ist innerhalb des deutschsprachigen Raumes in vielerlei Hinsicht im Bereich der Statistik und Verwaltung interessant, da es einerseits einen Einblick in das dritte Deutschland gibt, andererseits hier aber durchaus auch eine Vorreiterrolle einnimmt. Am Beispiel Bayerns lassen sich so viele Diskussionen und Praktiken besonders gut nachzeichnen. Thematisch beschäftige ich mich mit Militär- und Schulverwaltung, da hier der alltägliche, ganz praktische Umgang mit dem konkreten Bürger besonders augenfällig ist: Bei Rekruten, Soldaten, Schülerinnen und Schülern wurden Maße genommen und bestimmt, Vorstellungen vom „homme moyen“ implementiert und diskutiert.

Auf Ebene der drei Untersuchungsfelder lassen sich folgende vorläufige Ergebnisse festhalten:

(i) Bürger als Zahl

Die bisherige Literatur – wie etwa die Arbeiten Ian Heckings oder Alan Desrosières – hat sich intensiv mit der Durchsetzung statistischer Methoden in der Wissenschaft beschäftigt und dabei für Frankreich und Deutschland die 1830er Jahre als einen ersten Höhepunkt identifiziert. In der Verwaltungspraxis tauchen damit verbundene Operationen wie Durchschnittsrechnungen jedoch erst ab den 1860er Jahren auf. Wie wirkmächtig komplexe statistische Modelle in der staatlichen Praxis jenseits von großangelegten Projekten wie Volkszählungen daher schon in den 1830er Jahren waren, bleibt damit fraglich. Analog zu den statistischen Bureaus (etwa herausgearbeitet von Christine von Oertzen) lässt sich auch den Verwaltungen ab den 1860er Jahren ein Trend zur Visualisierung der Daten beobachten. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Datenaufbereitungen wird in der Verwaltung auch unreflektiert darüber entschieden, ob der Durchschnittsmensch Leitbild oder lediglich Datenartefakt war.

(ii) Bürger als Text

Gerade im französischen Verwaltungsbereich wird früh eine symmetrische Kommunikation zwischen citoyen/Bürgern eingeführt, die das Gegenüber -Beamter und Supplikant – sicht- und benennbar macht (anders als zuvor allmächtiger Fürst gegen anonymen Untertanen). Ab den 1850er Jahren werden Verwaltungstexte zunehmend strukturierter, gegliederter, hierarchisierter – Sie spiegelten eine zunehmend rationale, vermeintlich objektive Herangehensweise. Diese Herangehensweise deckte sich mit dem Selbstbild der zunehmend in der Verwaltung beschäftigten bürgerlichen Funktionseliten, die sich über Debatten um den „Mitte“-Begriff in der Gesellschaft verorteten (wie sie Peter Gay, Dror Wahrman oder jüngst Christof Hamann herausgearbeitet haben). Der in diesen Debatten und Verwaltungstexten in konstruierte Normalfall eines bürgerlichen Subjekts war der Mann. Das zeigt sich etwa im Bereich des Schulwesens, wo „Mädchenschulen“ gesondert und explizit geführt werden und sogenannte „Normalschulen“-Schüler vorwiegend männlich bleiben.

(iii) Bürger als Verwaltungsakt

Verwaltungsakte reflektierten ab den späten 1850er Jahren zunehmend den Wandel hin zu mathematischen Interpretationen der Subjekte, wie er oben beschrieben wurde. In diesen Akten wurden auf dieser Grundlage Nahrungsmengen, Kleidungsgrößen, Curricula und ähnliches auf Grundlage neuer Berechnungen definiert. Sie legten fest, welche Subjekte „passend“ waren bzw. welche Normen, der Staat vermitteln wollte. Bürger konnten darauf jedoch reagieren. Subjekte schrieben Briefe an die Verwaltung. Jedoch reagierte die Verwaltung nicht auf alle Briefe, sondern vorwiegend auf jene, deren Absender als den so definierten bürgerlichen Normen entsprachen. Dadurch entstand ein Verstärkungseffekt. Die bürgerlichen Funktionseliten erfuhren politische Wirkmacht, da auf sie gehört wurde. Andere soziale Gruppen konnten nicht in den Austausch mit der Verwaltung treten. Hier lässt sich auch eine Geschichte von Inklusion und Exklusion erzählen. Insgesamt erweiterte sich der Kreis derjenigen, die als bürgerliche Subjekte Gehör fanden in diesen Jahrzehnten jedoch erheblich. Dazu trug auch die konkrete alltägliche Wissensgenerierung und -anwendung in den Verwaltungen bei.

Weitere Forschungsschwerpunkte:

Geschichte der Korruption

Patronage und Mikropolitik

Weimarer Republik

Geschichte des Mittelmaß

Digital Humanities (insbesondere: Zusammenarbeit zwischen Informatik und Geschichtswissenschaft)

aktuelle Lehrveranstaltung:

Proseminar für Fachfremde: 1848. Revolution in Europa

Übung: Napoleon III. Formen moderner Herrschaft im Frankreich des 19. Jahrhunderts

frühere Lehrveranstaltungen:

Wintersemester 2023/24

Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte: Von Sonnen und Seeungeheuern: Die Geschichte des Absolutismus

Sommersemester 2023

Proseminar Zeitgeschichte: Auferstanden aus Ruinen? Der Kalte Krieg in Europa 1945-?

Lektürekurs Tocqueville „Über die Demokratie in Amerika“

Wintersemester 2022/23

Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte: Von Fischweibern und Men of Letters. Geschlecht, Gesellschaft und Politik im 19. Jahrhundert.

Sommersemester 2022

Seminar: Norm und Normalität im 19. Jahrhundert. Eine Wissensgeschichte

Übung: Über Ironie und Bullshit. Was ist gutes wissenschaftliches Schreiben?

Wintersemester 2019/2020

Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte (1): Die Französische Revolution

Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte (2): Die Französische Revolution

Sommersemester 2019

Übung: Key Texts and Sources of the Historiography of the Enlightenment (auf englisch)

Proseminar: Lost and Empire and not yet found a role: Großbritannien seit 1945

Wintersemester 2018/19

Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte: Über alle Schwellen hinweg? Die Dritte Republik 1870-1940.

Sommersemester 2017:

Übung: Digital Humanities? Möglichkeiten und Grenzen der computergestützten Recherche in den Geschichtswissenschaften

Seminar: How Scots Invented The Modern World. Narratives of Scottish Nationalism from William Wallace to Mark Renton (auf englisch)

Wintersemester 2016/2017

Proseminar: Einführung in die Neure Geschichte: An Age of Capital? Einblicke in die Zeit von 1848-1875.

Wintersemester 2015/2016

Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte (4): Die Weimarer Republik.

Proseminar: Einführung in die Neuere Geschichte (5): Die Weimarer Republik.