Björn Gebert
Wissenschaftlicher Bibliothekar

Björn Gebert studierte Geschichte mit Schwerpunkt Mittelalter und Religionswissenschaft an der Freien Universität Berlin. Nach mehreren Stationen an unterschiedlichen Hochschulen und Bibliotheken ist er heute als wissenschaftlicher Bibliothekar an der Universitäts- und Landesbibliothek Münster tätig. Ein wesentlicher Teil seiner Aufgaben umfasst das Fachreferat und die Leitung einer Abteilung von 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an sieben Bibliotheksstandorten.

Die Fragen beantwortete Björn Gebert im Rahmen der Lehrveranstaltung „Geschichte – und dann?“ im Wintersemester 2018/19.

Welche Eigenschaften sollte man mitbringen, wenn man Wissenschaftlicher Bibliothekar / Wissenschaftliche Bibliothekarin werden möchte?

Bewerber / Bewerberinnen für das Referendariat bzw. Volontariat – das ist der gängige Einstieg in diese Laufbahn – sollten ein Grundverständnis und Interesse für die heutigen Aufgaben einer wissenschaftlichen Bibliothek mitbringen. Diese umfassen beispielsweise auch Medienvermittlung und -archivierung, Publikationsunterstützung und weitere Dienstleistungen. Dazu gehört auch eine Offenheit für die zunehmende Digitalisierung. Persönlich sollte man offen auf Menschen mit verschiedenen Bildungsgraden und aus verschiedenen Kulturen zugehen können und wollen. Hinzu kommen Kreativität, selbständiges Denken, Einsatzbereitschaft, Verantwortungsbewusstsein und Kundenorientierung.

Nicht zu vernachlässigen sind allerdings auch die im Studium erworbenen Fertigkeiten und das Fachwissen. Es gibt zwar keine Garantie, letztlich eine Stelle als Fachreferent / Fachreferentin für Geschichte zu bekommen. Aber die erworbenen Fähigkeiten wie wissenschaftliches Arbeiten und Schreiben sowie das schnelle Erfassen von Inhalten können genauso nützlich sein wie ein breites Fachwissen als Historiker / Historikerin.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Meine alltägliche Arbeit besteht vor allem aus drei Komponenten: Fachreferat, Personalführung, Bibliotheksmanagement. Das Fachreferat beinhaltet beispielsweise das Auswählen neuer Medien sowie deren Erschließung. Außerdem fallen Schulungen von Nutzern und Nutzerinnen darunter, etwa zu Datenbanken.

Personalführung beinhaltet etwa das regelmäßige Führen von Mitarbeiter-Vorgesetzten-Gesprächen, die Entscheidung über Fortbildungsbedarf oder das Besprechen von Änderungen im Aufgabenspektrum der Mitarbeiter / Mitarbeiterinnen.

Zum Bibliotheksmanagement zähle ich Aufgaben wie die Durchführung regelmäßiger Dienstbesprechungen, Absprachen mit einzelnen Instituten oder Fachbereichen zum möglichst reibungslosen Betrieb ihrer Bibliotheken sowie die Umsetzung von neuen Vorgaben des Landes, der Uni und der Bibliotheksdirektion an den von mir betreuten Standorten.

Was an Ihrem Beruf gefällt Ihnen am besten?

Ich schätze die Vielfältigkeit der Aufgaben und das Bewusstsein, andere Menschen dabei zu unterstützen, sich Wissen anzueignen sowie selbst neues Wissen zu produzieren und zu publizieren. Außerdem möchte ich die Personalverantwortung nicht missen, auch wenn diese nicht immer zu den Aufgaben wissenschaftlicher Bibliothekare / Bibliothekarinnen gehört.

Wie bewerten Sie die Aussage, dass die Bereitschaft zur Mobilität eine wichtige Voraussetzung für Ihren Beruf ist?

Pro Jahr werden in Deutschland nur sehr wenige passende Stellen für Referendare / Referendarinnen ausgeschrieben. Für eine einzelne Stelle bewirbt sich dann eine sehr große Zahl von Leuten, manchmal über 100. Ortsgebundenheit ist dabei natürlich ein Nachteil. Außerdem erhält man nach Abschluss des Referendariats nicht zwangsläufig eine Weiterbeschäftigung in derselben Bibliothek. Man muss sich also häufig woanders bewerben. Hinzu kommt, dass ausgeschriebene Stellen oft befristet sind. Früher oder später ist also erneut Mobilität gefragt, wenn man im Beruf bleiben möchte. Allerdings scheint es immer noch so zu sein, dass die meisten spätestens nach zwei bis drei Jahren auf ihrer ersten unbefristeten Stelle angekommen sind.

Neben Mobilität ist auch Flexibilität wichtig. Unbefristete Stellen sind rar. Man sollte sich also bereits während des Referendariats / Volontariats fachlich breit aufstellen.