Friedrich Menz hat von 2008-2011 den Bachelor-Studiengang Geschichte der Moderne an der TU Darmstadt studiert.
Anschließend ist er erst als Praktikant, dann in der Festanstellung in die Recruitingbranche eingestiegen mit Stationen in der Personalabteilung bei einer Unternehmensberatung in Mannheim (Homburg & Partner), bei Lufthansa in Frankfurt und Lidl in Neckarsulm.
Seit 2018 ist er als Trainer und Personalentwickler beim Personaldienstleister Hays angestellt und verantwortet dort seit 2019 das „Hays Learning Center“, die interne Akademie, und ist somit für die Einarbeitung und Weiterbildung aller Mitarbeitenden von Hays in Deutschland zuständig. In dieser Rolle führt er ein Team von 12 Personen, das überwiegend Trainer:innen, aber auch Instructional/Blended Learning Designer und Expert:innen für das Lernmanagementsystem umfasst.
2016 hat er eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Personalfachkaufmann IHK absolviert und von 2017-2019 einen berufsbegleitenden Masterstudiengang mit Schwerpunkt Personalentwicklung an der TU Kaiserslautern.
Die Fragen beantwortete Friedrich Menz im Wintersemester 2021/22.
Wollten Sie schon immer in Ihrem heutigen Berufsfeld arbeiten?
Nein, ich war aber auch nicht der ganz typische Student. Zu Beginn meines Studiums hatte ich bereits acht Jahre Dienst bei der Bundeswehr an verschiedenen Standorten in Deutschland und mit zwei Einsätze bei ISAF geleistet und hatte einen kleinen Sohn. Ich hatte ursprünglich über die damalige ZVS einen Studienplatz in Psychologie in Darmstadt bekommen, hatte dann aber schnell das Fach gewechselt. Der Plan war, nach dem Bachelor einen Master im Fach Geschichte in Heidelberg oder Potsdam anzuschließen, einen Plan für die Zeit danach hatte ich nicht. Mangels klarer Karrierepläne beschloss ich daher, zuerst ein Praktikum im Bereich HR/Recruiting zu absolvieren, um mich beruflich zu orientieren und um die freie Wirtschaft kennenzulernen. Daraus ergab sich dann eine Festanstellung.
Welche Erfahrung haben Sie beim Einstieg in die Berufstätigkeit gemacht?
Erstens war ich ernüchtert darüber, wie wenig mein Studium und meine Berufserfahrung im ersten Moment zählten. Ich war zum Zeitpunkt des Abschluss 30 Jahre alt und fing ganz unten an – das war ein Reality Check und hat mein damals vielleicht etwas zu großes Ego zurechtgestutzt. Ich hatte – zurückblickend reichlich naiv – gedacht, ich würde bereits in einer verantwortlichen Position anfangen. Es galt aber wie so oft: per aspera ad astra.
Zweitens eröffnete sich mir eine völlig neue Welt: wie Karrieren funktionieren, welche Kompetenzen wichtig sind, was Menschen erfolgreich macht und was nicht. All das hatte ich weder im öffentlichen Dienst noch an der Uni kennen gelernt. Ich hatte im Studium ein Pflichtpraktikum im Bereich PR/Marketing bei den rem-Museen in Mannheim absolviert, aber das war ein ebenso schöngeistiges Umfeld wie die Hochschule, in dem nicht annährend die Geschwindigkeit, der Anspruch und die Ergebnisorientierung galt wie in privatwirtschaftlichen Unternehmen.
Drittens wurde mir deutlich, wie wichtig Networking ist – nicht nur, um einen Job zu bekommen. Netzwerken ist eine „Life Skill“, die man immer und überall braucht und es entscheidet oft über das eigene Fortkommen in viel stärkerem Maße als Leistungen und Studienabschlüsse. Mentoren finden, das eigene Netzwerk ausbauen und pflegen – das ist zentral. Über Praktika, Werkstudententätigkeiten oder über Businessnetzwerke wie Xing und vor allem LinkedIn.
Viertens aber kamen mir dann doch viele der Erfahrungen aus dem Studium zugute.
Welche Qualifikationen aus Ihrem Studium sehen Sie als besonders wertvoll für Ihre heutige Tätigkeit an?
Die Fähigkeit, sich neues Wissen schnell anzueignen, komplexe Sachverhalte zu durchdringen und aufzubereiten (sei es für Präsentationen, Referate oder nur das eigene Verständnis) und vor allem die Neugier auf Neues. Simon Brown, der CLO von Novartis hat Neugier als zentralen Erfolgsfaktor für das digitale Zeitalter bezeichnet; dies nicht zu Unrecht, wie mir scheint. Die Geschichtswissenschaft leitet zu kritischem Denken an, dazu, wie Marc Bloch schrieb „zu verstehen, nicht zu urteilen“. Die Fähigkeit, Sachverhalte kritisch zu hinterfragen, hat mich schon damals persönlich bereichert und tut es noch heute. Zudem war die Quellenkritik immer wieder hilfreich, die ich im Studium einübte: woher stammen Informationen, wie zuverlässig sind sie, kann ich mich darauf verlassen, halten sie kritischer Überprüfung stand.
Zu guter Letzt war das Studium für mich eine enorm wertvolle Zeit des persönlichen Wachstums und der intellektuellen Entdeckungen, auf die ich mit Dankbarkeit und nicht ohne Nostalgie zurückblicke. Als Professorensohn sozusagen in Hörsälen aufgewachsen hatte ich nach achtjähriger, recht robuster Berufstätigkeit das Studium gleichsam wie geistiges Manna empfangen und es diente sicher wie eine Brücke in die zivile Welt, die ich brauchte und die mir gut tat; sozusagen eine geistige Resozialisation.
Welche weiteren Kenntnisse sind in Ihrem Berufsfeld notwendig?
Glück spielt eine größere Rolle als man wahrhaben möchte: zur richtigen Zeit am richtigen Ort den richtigen Führungskräften aufzufallen. Networking eben.
Darüber hinaus aber vor allem Präsentationsfähigkeiten, ein intaktes Selbstbewußtsein, Parkettsicherheit (auch im Umgang mit dem Top-Management) und als Führungskraft Entschlussfreude, Frustrationstoleranz, diplomatisches Geschick und eine gute Portion Selbstironie – ohne Humor wird es in der Erwachsenenbildung (und wohl auch überall sonst) rasch sehr mühselig.
Auf der technischen Ebene würde ich vor allem sichere MS-Office Kenntnisse hervorheben – nicht „mal ein bisschen Word“, sondern starke konzeptionelle Fähigkeiten, die mir erlauben, Konzepte, Projekte und Arbeitsaufträge sauber abzubilden und zu dokumentieren. Entsprechende Kurse würde ich jedem Studierenden ans Herz legen. Technikaffinität ist eher eine Haltung als eine Kenntnis, ich würde sie aber als unabdingbar bezeichnen. Die Geschwindigkeit, mit der sich mein Berufsfeld verändert, setzt das einfach voraus. Ich habe Kurse zu digitalem Lernen am MIT in Cambridge besucht und dort erleben dürfen, in welche Richtung sich die Dinge schon heute entwickeln. Die Offenheit für Neues ist Voraussetzung für den fortgesetzten beruflichen Erfolg.