Freiheit – Gerechtigkeit – Gewalt
Erfolgreiche Tagung zu den Bauernkriegen 1525: „Spätmittelalterliche Protestbewegungen und der “Bauernkrieg" von 1525 im Vergleich
31.10.2023 von Nicolai Hillmus
Zwischen dem 26. und 28. Oktober luden Prof. Dr. Gerrit J. Schenk (Lehrstuhl Mittelalterliche Geschichte, TU Darmstadt), PD Dr. Christoph Mauntel (LMU München / EKU Tübingen) und Thomas Roth M.A. in Lorsch im Kongresszentrum des Weltkulturerbes Kloster Lorsch zur vergleichenden Diskussion der Proteste und Revolten vor und während 1525.
Bald zum 500. Mal jähren sich die zahlreichen Erhebungen verschiedener Stadt- und Landbewohner des alten Reiches, die in der Forschung als der sogenannte „Bauernkrieg“ bekannt sind. Welche Kontinuitäten vorangegangene Aufstände mit diesem Ereignis verbanden, wie sich die einzelnen Bewegungen organisierten und was die unterschiedlichen Motive waren, sollte im Vergleich mehrerer Aufstände vor und während dem Schicksalsjahr 1525 diskutiert werden.
Innerhalb der fünfzehn Beiträge diskutierten die Teilnehmende verschiedene Aufstandsformen, die vom Widerstand des Dithmarscher „frie Volk“ gegen die territorialen Begehrlichkeiten der dänischen Könige bis zum Kärtner Bauernbund von 1478 reichten, der sich aufgrund des Unvermögens lokaler Herrschaftsträger die Türkengefahr zu bewältigen, zusammengetan hatte.
Die größte Gemeinsamkeit fand sich in der Erkenntnis, dass die revoltierenden Akteure weder eine homogene Sammlung gleichgesinnter Bauern waren, noch, dass sie gleich eines wütenden Mobs das Land ziellos verheerten. In Württemberg griff man auf die politische Expertise ehemaliger städtischer Funktionsträger zurück, während man bei der internen Organisation oftmals auf etablierte Prinzipien der Landesverteidigung etwa in Form der Landsknechte und ihrer Hauptmänner zurückgriff. Gewalt als politisches Instrument, die sich in öffentlich wirksamer Befischung gebannter Gewässer oder in symbolischer und in der Regel im Reich zumindest recht unblutiger Plünderung herrschaftlicher Schlösser und Klöster, zeigte, sollte das Gegenüber an den Verhandlungstisch zwingen.
Auch die Rolle der Reformation und den religiösen Argumenten, die sie den Aufständischen für die Nutzung von Gemeingütern und gegen die Leibeigenschaft lieferte, wurde, in Abgrenzung zu tätlichen Übergriffen gegen Kleriker, die sich auch lange vor 1525 ereignet hatten, rege diskutiert. Besonders das Spannungsverhältnis zwischen Theologie und kirchenpolitischen Forderungen erfuhr große Aufmerksamkeit.
Abgerundet wurde die Tagung mit einer Führung im nahegelegenen Freilichtlabor Lauresham durch dessen Leiter Claus Kropp, welcher anhand des nachgebildeten karolingischen Herrenhofes den Gästen die Lebenswelt der ländlichen Bevölkerung näherbringen konnte.
Einen Link zum Veranstaltungsflyer und dem Programm finden Sie rechts in den Marginalien.