Gemeinsames Blockseminar mit Hochschule für Jüdische Studien Heidelberg

Erfolgreicher Abschluss der gemeinsamen Veranstaltung

11.08.2023 von

Wer an die Geschichte des Judentums denkt, denkt wohl am ehesten an die schrecklichen Erfahrungen der Shoa, vielleicht noch an Juden als Stadtbewohner im Mittelalter. Das Seminar „Juden und Judentum – Städte und Landschaften“ unter der Leitung von Herrn Prof. Huth und Herrn Prof. Heil wollte zu einer Korrektur dieses Narratives beitragen und uns Studierenden einen Einblick in die Lebenswelten des zwischen Frankfurt und Heidelberg florierenden Landjudentums geben, ohne dabei städtische Räume wie Frankfurt oder Heidelberg aus dem Blick zu verlieren.

Blick vom Jüdischen Friedhof Worms in Richtung des Doms („Martin Buber-Blick“)

Nach den ersten Sitzungen, mit einem Fokus auf mittelalterliche Rechtstexte und Chroniken wurden Referatsthemen vergeben, die einen Blick auf die bereits im Titel erwähnten „Städte und Landschaften“ legen sollten. Die erste gemeinsame Blocksitzung in Darmstadt (aufgrund des Schlossgrabenfests an der Lichtwiese abgehalten) ließ uns einen Blick auf Heidelberg werfen, weitere Themen waren die Juden in Bensheim und Heppenheim sowie die Rolle jüdischer Einwohner in der landgräflichen Residenzstadt Darmstadt.

Die zweite Blocksitzung nahm eine besondere Stellung ein, da sie nicht an einer der Universitäten, sondern als Ausflug ins „jüdische Worms“ stattfand. Wir erfuhren viel über die mittelalterliche Stadt, die als Teil der „SchUM-Städte“ mit Speyer und Mainz eines der Zentren jüdischen Lebens in der Region darstellte. Der Besuch des großen jüdischen Friedhofs „Heiliger Sand“ und die Möglichkeit, die eigentlich aufgrund von Renovierungsarbeiten geschlossene Synagoge zu besichtigen, stellten besondere Highlights dar. In der Synagoge hörten wir auch ein Referat zu Raschi, dem wohl bedeutendsten jüdischen Gelehrten des Mittelalters und der Synagoge selbst. Für die besondere Möglichkeit, die eigentlich aufgrund archäologischer Grabungen nicht zugängliche Mikwe, das rituelle Bad, zu besichtigen, gilt unser besonderer Dank dem Wormser Stadtarchivar Herr Dr. Gerold Bönnen.

In der folgenden Woche fand die Sitzung an einem beispielhaften Ort landjüdischen Lebens statt: Die ehemalige Synagoge Auerbach, die uns freundlicherweise vom Auerbacher Synagogenverein durch ihren stellvertretenden Vorsitzenden Dr. Michael Löbl zu Verfügung gestellt wurde, war der ideale Ort, um tiefer in die Geschichte einiger beispielhafter jüdischer Landgemeinden einsteigen zu können, neben Alsbach und Hähnlein und Höchst im Odenwald konnte auch noch ein Blick auf die größere Gemeinde Offenbach und die Bedeutung jüdischer Personen an der Gründung der Universität Frankfurt gelegt werden.

Für die Abschlusssitzung versammelten wir uns im Zentralen Seminarraum der Hochschule für Jüdische Studien in Heidelberg, wo wir mit Referaten zu Michelstadt (mit einem Fokus auf dem berühmtesten jüdischen Sohn der Stadt, den „Baal Schem von Michelstadt“), Dieburg und die kleineren Gemeinden um Offenbach zunächst noch einmal das ländliche, mit zwei Referaten zu Frankfurt noch einmal das städtische Judentum in den Blick nahmen.

Das Seminar zeigt deutlich, dass die Zusammenarbeit mit einer anderen Universität für Studierende wie Lehrende interessante neue Perspektiven bieten kann, auch, um im wahrsten Sinne des Wortes aus bestehenden Veranstaltungsstrukturen „herauszukommen“. Wir Darmstädter Studierende haben den Kontakt zu den Heidelberger Kommiliton*innen als sehr positiv empfunden und hoffen, dass Heidelberg und Darmstadt häufiger die Möglichkeit zur Zusammenarbeit finden werden. Gemeinsame Seminare könnten eine schöne Regelmäßigkeit werden und ein zusätzlicher Anreiz für Studierende beider Universitäten sein.