„Korruption – Schmiermittel oder Spaltpilz der Gesellschaft?“

Rückblick auf die Podiumsdiskussion am 25.11.2024

27.11.2024 von

Am 25. November 2024 fand im Theater Moller Haus Darmstadt eine spannende Diskussion zum Thema Korruption statt. Eingeladen hatte die Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, deren Vertreter Gernot Diehlmann zunächst die Gäste herzlich begrüßte.

Die Veranstaltung wurde von Gregor Haschnik, Redakteur der Frankfurter Rundschau, moderiert. Mit ihm auf der Bühne diskutierten zwei renommierte Experten:

Prof. Dr. Jens Ivo Engels, Historiker der TU Darmstadt und Dekan des Fachbereichs Gesellschafts- und Geschichtswissenschaften, der seit über 20 Jahren zur Geschichte der politischen Korruption forscht.

Volker Siefert, freier Journalist des Hessischen Rundfunks, Experte für Extremismus, Desinformation und die engen Verbindungen zwischen Politik und Wirtschaft.

Darum ging es:

Korruption wird allgemein moralisch verurteilt. Zugleich erscheint sie unausrottbar. Über diesen Widerspruch diskutierten beide Experten und gaben Einblicke in ihre jeweilige Arbeit. Engels berichtete über die Entstehung der modernen Auffassung von Korruptionsbekämpfung und deren Blindstellen. Siefert erläuterte einige seiner Recherchen, darunter vor allem zum AWO-Skandal in Südhessen.

In der Diskussion kamen die Handlungen der Beteiligten zur Sprache: Geschäfte auf Gegenseitigkeit, die in der Wissenschaft auch als „Mikropolitik“ bezeichnet werden. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass solche Geschäfte häufig vorkommen und nicht per se unmoralisch sind. Es komme aber darauf an, die Grenze zum Verwerflichen zu bestimmen.

Die Veranstaltung bot wichtige Denkanstöße: Korruption kann das Vertrauen in Institutionen und den sozialen Zusammenhalt untergraben. Aber auch die Art und Weise, wie Korruption kritisiert wird, kann den Zusammenhalt gefährden. Der Populismus der letzten Jahrzehnte baut seine Kampagnen auch auf dem Vorwurf der Korruption der ‚Eliten‘ auf. Darin ähnelt er antiparlamentarischen Bewegungen im frühen 20. Jahrhundert. Engels forderte, dies bei der Berichterstattung zu berücksichtigen. Siefert bekräftigte seinen Anspruch, korrupten Verflechtungen durch journalistische Recherchen ein Ende zu bereiten und damit das Vertrauen in Institutionen zu stärken.

Das Publikum erlebte einen lebhaften Austausch über die heutige Rolle von Korruption und ihrer Bekämpfung vor dem Hintergrund historischer Entwicklungen.