Geschichte vernetzt!
Oder: Landwirtschaft und Ernährung gestern und heute
09.10.2024 von Dr. Stephan Ebert
Die Europäische Union hat sich zum Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 klimaneutral zu sein. In diesem Zusammenhang soll die Strategie „From Farm to Fork“ helfen, eine faire, gesunde und umweltverträgliche Nahrungsmittelversorgung in der EU zu realisieren. Ein Wandel, der sich freilich nicht reibungslos vollzieht (Stichwort „Veggieday“). Diese Ausgangslage sollte in der interdisziplinären Übung „Geschichte vernetzt“ unter der Leitung von Dr. Stephan Ebert im Sommersemester 2024 historisiert werden. Wie sah die Ernährungslage in der Vergangenheit aus und wie erfolgte die Transformation zur heutigen, (noch) schwerpunktmäßig industriellen, Nahrungsmittelproduktion und wie kann dies verständlich vermittelt werden?
Anhand von historischen Verwaltungsdokumenten, Rezeptsammlungen und Fachliteratur zur gesunden Lebensführung und Ernährung (Diätetik) sowie heutigen Erkenntnissen der Naturwissenschaften wie etwa Biophysik, Botanik oder Ernährungslehre sollten Vermittlungskonzepte für schulische Projekte erarbeitet werden. Die Lehrveranstaltung richtete sich daher in erster Linie an Lehramtsstudierende. Zeitlich wurde ein Bogen vom Frühmittelalter bis ins 21. Jahrhundert gespannt. In einem Kick-Off Event wurden zunächst mithilfe einer Pflanzenerkennungsapp auf dem Smartphone die Flora im öffentlichen Raum der Darmstädter Innenstadt erkundet (Schlossgarten und Herrengarten), die Kultur- und Ernährungsgeschichte der lokalen Pflanzenwelt diskutiert und Ideen für mögliche Vermittlungsprojekte im schulischen Kontext erörtert:
- Wie alt sind bestimmte Kulturpflanzen?
- Woher stammen sie?
- Seit wann werden sie in Mitteleuropa angebaut?
- Welche Anwendungsbereiche gab/gibt es für sie (z. B. Ernährung, Medizin)?
- Was konkret sollen die Schüler*innen am Ende des Projekts lernen?
- Lässt sich das Thema in das Curriculum einbinden?
- In welcher Jahrgangsstufe soll das Thema vermittelt werden?
- Wie viel Zeit sollen die Lernenden für die Bearbeitung der Aufgabenstellungen erhalten?
- etc.
Das übergeordnete Ziel war, ein kritisches Nachdenken über Ernährung, Nahrungsmittel und Nahrungsmittelproduktion in der Vergangenheit und Gegenwart anzuregen. Über das Semester hinweg arbeiteten die Studierenden in Kleingruppen an ihren Projektideen, die von der Übungsleitung thematisch grob vorgegeben waren, und stellten diese am Ende der Vorlesungszeit vor. Die Form der Vermittlungsprojekte war frei wählbar. Idealerweise erarbeiteten die Studierenden Projektskizzen, die auch im späteren Schulalltag Anwendung finden können – ob im Referendariat, als Projekttag/-woche oder im regulären Unterricht. Aufgrund der interdisziplinären Ausrichtungen an der Schnittstelle von Geistes- und Naturwissenschaften und der fachlich sehr heterogenen Zusammensetzung der Studierenden zeigte sich, dass eine Verständigung auf ein gemeinsames Vokabular entscheidend ist. So war bspw. die Trennung von Quellen und Literatur, die gerade in der Geschichtswissenschaft besonders eng gesehen wird, für manche neu.
Eine Auswahl an Projektergebnissen können Sie hier einsehen.
(wird in neuem Tab geöffnet) Projektergebnisse von Luisa Sommer und Therysa Gotta
(wird in neuem Tab geöffnet) Projektergebnisse von Paula Mengel, Ida Reutzel