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„Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre“: Erfolg mit neuem DFG-Schwerpunktprogramm

Beteiligung des Fachgebiets „Geschichte des Mittelalters“ der Technischen Universität Darmstadt (Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk)

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Prof. Gerrit Schenk als Geisteswissenschaftler Co-Autor und Mitglied im Forschungsverbund RobustNature

Gerrit Schenks Forschungsinteresse liegt vor allem in der Rekonstruktion der historischen (aquatischen) Biodiversität in Auenlandschaften. Dort erforscht er mit mehreren Teams die historischen Einflüsse des Menschen auf die Naturlandschaft in DFG-Projekten zur „Fluvialen Anthroposphäre“

Chemikalien in der Umwelt werden in der Wissenschaft nicht ausreichend als eine der Ursachen für den Schwund der Artenvielfalt in den Blick genommen. Dies zeigen 40 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Forschungsnetzwerks RobustNature von Goethe-Universität und kooperierenden Instituten in einer Studie, die jetzt in der Zeitschrift „Nature Ecology and Evolution“ veröffentlicht worden ist. Die Forschenden sehen in einem interdisziplinären Ansatz eine neue Chance, den Verlust der Biodiversität besser zu verstehen, um effizienter Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Dazu untersuchen sie die Wechselwirkungen zwischen chemischer Belastung und Biodiversitätsverlust.

Der Rückgang der biologischen Vielfalt bedroht die Lebensgrundlagen der Menschheit. Die Wissenschaft macht eine ganze Reihe von Gründen für diesen Rückgang verantwortlich. Während allerdings der Zusammenhang zwischen dem Artenschwund einerseits und andererseits dem Verlust von Lebensräumen, dem Eindringen nicht-heimischer Arten oder dem Klimawandel intensiv erforscht wird, schenkt die Wissenschaft den Auswirkungen von Chemikalien auf die Biodiversität weniger Aufmerksamkeit. Das belegt ein Forscherteam um Prof. Henner Hollert, Dr. Francisco Sylvester und Fabian Weichert von der Goethe-Universität Frankfurt in einer aktuellen Studie.

Das Team hat die wissenschaftliche Literatur der Jahre 1990 bis 2021 zum Thema umfassend analysiert. Demnach werden die sehr zahlreichen Forschungsarbeiten zur Umweltbelastung durch Chemikalien in einer nur geringen Anzahl hochspezialisierter ökotoxikologischer Fachzeitschriften veröffentlicht, in denen nur sehr selten Arbeiten über den Verlust der Artenvielfalt zu finden sind. „Das lässt auf eine starke Abkapselung des Fachgebietes schließen und steht im starken Gegensatz zu dem Publikationsverhalten, wenn es um andere Ursachen des weltweiten Biodiversitätsverlustes geht“, sagt Henner Hollert. „Die Forschung zur Umweltbelastung durch Chemikalien erfolgt bis heute meist losgelöst von der Bewertung des Verlusts der biologischen Vielfalt.“

Das Autorenteam fordert eine stärkere interdisziplinäre Ausrichtung der Forschungsaktivitäten, um die Auswirkungen von chemischen Stoffen auf die Biodiversität besser verstehen und mildern zu können. Hoffnungsvoll stimmt die Forschenden dabei, dass es in den letzten Jahren eine ganze Reihe von methodischen Fortschritten im Bereich der Ökotoxikologie und Ökologie gab. So lassen sich etwa in Umweltproben mit Hilfe moderner chemischer und effektbasierter Analytik sowie Big-Data-Wissenschaft Tausende von bekannten und unbekannten Substanzen gleichzeitig aufspüren. Hinzu kommen unter anderem Technologien zur Umweltfernüberwachung etwa mit Satelliten, Computermodelle zur Vorhersage ökologischer Risiken von Chemikalien oder Methoden zur Bestimmung der Artenvielfalt mit Hilfe von Umwelt-DNA.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sehen allerdings auch Herausforderungen, die trotz interdisziplinärem Ansatz erheblich sind. So fehlen häufig grundlegende Daten; jedes Untersuchungsgebiet hat spezifische Merkmale; die Prozesse auf der Skala eines Ökosystems sind komplex. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, geben die Forschenden 16 Empfehlungen. So schlagen sie beispielsweise vor, die Industrie zu verpflichten, relevante Daten öffentlich zu machen. Oder sie regen an, ökologische Testmodelle zu entwickeln, die nicht nur einzelne Organismen, sondern auch Populationen, Gemeinschaften oder gar Ökosysteme erfassen.

Der Forschungsverbund RobustNature widmet sich dem Thema Robustheit und Resilienz von Natur-Gesellschaftssystemen im sich entwickelnden Anthropozän und speziell der Interaktion von chemischer Belastung und Biodiversitätsverlust. Mit Partnern aus dem In- und Ausland hat RobustNature eine interdisziplinäre Zusammenarbeit entwickelt, um wichtige Fragestellungen zur Mensch-Ökosystem-Dynamik anzugehen.

Weitere Informationen:

Prof. Dr. Dr. h.c. Henner Hollert

Institut für Ökologie, Evolution und Diversität

Goethe-Universität Frankfurt

sowie Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie (IME), Schmallenberg

und LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik (LOEWE‐TBG), Frankfurt

Tel: +49 (0)69 798-42171

https://www.bio.uni-frankfurt.de/43970666/Abt__Hollert

G.J. Schenk (Ed.): Historical Disaster Experiences. Towards a Comparative and Transcultural History of Disasters Across Asia and Europe (Transcultural Research – Heidelberg Studies on Asia and Europe in a Global Context), Heidelberg 2017.

  • Presents the first study on historical disaster experiences across Europe, the Near East and Asia in pre-industrial societies
  • Focuses on long-term processes for dealing with natural disasters and on cultural learning
  • Offers transcultural perspectives on historical disaster research

Historical disaster research is still a young field. This book discusses the experiences different cultures, from Europe across the Near East to Asia, have of natural disasters. It focuses on the pre-industrial era and on the question of similarities, differences and transcultural dynamics in the cultural handling of natural disasters. Which long- lasting cultural patterns of perception, interpretation and handling of disasters can be determined? Have specific types of disasters changed the affected societies? What have people learned from disasters and what not? What adaptation and coping strategies existed? Which natural, societal and economic parameters play a part? The book not only reveals the historical depth of present practices, but also reveals possible comparisons that show globalization processes, entanglements and exchanges of ideas and practices in pre-modern times.

Studierende der TU Darmstadt erarbeiten interdisziplinäre Vermittlungsprojekte zur Ernährungsgeschichte

Die Ernährungsgewohnheiten der Gegenwart verändern sich. Angesichts des Klimawandels und einer steigenden Weltbevölkerung wird in der Öffentlichkeit immer häufiger über Alternativen, über vegane Ernährung, die Reduktion fleischhaltiger Kost und Fleisch-Surrogate diskutiert. Auch ein Werbeverbot für stark zuckerhaltige, fettige und salzige Lebensmittel wird diskutiert, um Kinder vor den Gefahren einer ungesunden Ernährung zu schützen. Grund genug, um sich im Sommersemester 2023 mit Fragen der Ernährung aus historischer Perspektive zu beschäftigen und – mit Blick auf potenzielle Berufsfelder – Vermittlungskonzepte zu erarbeiten.

In der Lehrveranstaltung „Geschichte vernetzt“ unter der Leitung von Dr. Stephan Ebert (Fachgebiet Mittelalter) sollten vormoderne Ernährungsgewohnheiten anhand von historischen Texten (z. B. Rezepten, Verwaltungsschriftgut), vormodernen Gesundheitslehren (Diätetik) sowie heutigen Ernährungskonzepten interdisziplinär erschlossen und für verschiedene Vermittlungsfelder und Zielgruppen aufbereitet werden. Eine Exkursion zum Schulgarten des Gymnasiums der Ziehenschule diente dem Ideenanstoß. Die Themen reichten vom Frühmittelalter bis hin zu Ernährungstrends der Gegenwart wie Paleo-Diät oder Veganismus. Die Plakate und Materialien richteten sich an eine interessierte Öffentlichkeit, beinhalteten Museumskonzepte, Workshops oder Schulprojekte.

Hier sehen Sie eine Auswahl der Projektergebnisse:

Projekt 1: Der Speierling (sorbus domestica). Ein in Hessen seltenes Kulturrelikt von Marcel Carl, Jonas Pagel und Laurin Trageiser. (wird in neuem Tab geöffnet)

Projekt 2: Workshop: Ernährung als Kulturgeschichte – vom Mittelalter zur Moderne von Lilli Luisa Kabisch, Sandro Thalmann und Mats Ulrich. (wird in neuem Tab geöffnet)

Projekt 3: Vermittlungsprojekt „Geschichte vernetzt“. Zu Besuch im Schulgarten der Ziehenschule von Michelle Feick und Burcu Tanyildizi. (wird in neuem Tab geöffnet)