„Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre/ On the way to the Fluvial Anthroposphere“ Erfolg mit neuem Schwerpunktprogramm der Deutschen Forschungsgemeinschaft
Beteiligung des Fachgebiets „Geschichte des Mittelalters“ der Technischen Universität Darmstadt (Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk)
01.04.2021 von Gerrit Jasper Schenk
Am 29. März 2021 gab die Deutsche Forschungsgemeinschaft bekannt, dass von 47 eingereichten Initiativen für ein Schwerpunktprogramm insgesamt 13 gefördert werden. Unter den beiden genehmigten Initiativen mit maßgeblich geisteswissenschaftlicher Beteiligung befindet sich der Antrag „Auf dem Weg zur fluvialen Anthroposphäre/ On the way to the Fluvial Anthroposphere“. Er entstand unter Beteiligung des Fachgebiets „Geschichte des Mittelalters“ der Technischen Universität Darmstadt (Prof. Dr. Gerrit Jasper Schenk) in einem Team unter der Federführung von Prof. Dr. Christoph Zielhofer (Universität Leipzig, Geoarchäologie und fluviale Geomorphologie) sowie Prof. Dr. Natascha Mehler und PD Dr. Lukas Werther (beide Universität Tübingen, Archäologie des Mittelalters und der nachmittelalterlichen Zeit).
Im neuen Schwerpunktprogramm 2361 der Deutschen Forschungsgemeinschaft werden über einen Zeitraum von zweimal drei Jahren mitteleuropäische Auenlandschaften (Rhein, Elbe, Donau) von der Spätantike bis zum Beginn der Industrialisierung aus der Perspektive der Geoarchäologie, Archäologie, Geschichte und (Historischen) Geographie untersucht. Auenlandschaften gehören zu den dynamischsten Landschaften auf Erden und standen schon früh im Zentrum kultureller, sozialer und wirtschaftlicher Entwicklungen. Es sind Zonen intensiver Mensch-Umweltbeziehungen mit einem reichen, aber in der Gegenwart stark geschwundenem und bedrohtem natürlichem und kulturellem Erbe. Als früher Indikator für die immer dominanter werdende Rolle des Menschen spielen Auenlandschaften eine Schlüsselrolle für ein besseres Verständnis der Mensch-Umwelt-Beziehungen.
Das Antragsteam verfolgt einen im Sinne der großen Interdisziplinarität konsequent multiperspektivischen Ansatz. Die Auenlandschaften sollen als „sozionaturale Schauplätze“ mit einer Vielzahl auch neuester Methoden aus Natur- und Kulturwissenschaften untersucht werden, so etwa durch die Analyse von alter DNA in Sedimenten und die Zusammenführung von Daten aus den Archiven der Natur und der Kultur („big data“). Das Fachgebiet „Mittelalterliche Geschichte“ der TU Darmstadt mit seiner besonderen Expertise im Bereich der Umwelt- und Infrastrukturgeschichte, seinem Forschungsschwerpunkt im Spätmittelalter und seinen regionalen wie internationalen Kontakten steht im Fächerverbund besonders für die kulturwissenschaftlichen Fragen der spezifischen Mensch-Umwelt-Beziehung in Auenlandschaften. Welche wechselwirkenden Faktoren spielen im Verhältnis von Mensch und Natur eine Rolle? Zu denken ist an sich verändernde Wahrnehmungsmuster und Einstellungen gegenüber der Natur, an die Rolle unterschiedlicher Akteursgruppen und Nutzungskonflikte, an sich verändernde kulturelle und rechtliche Normhorizonte. Welche Werte und Zielsetzungen formen den alltäglichen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und welchen Rahmen setzen die natürlichen Bedingungen für die soziokulturelle Dynamik in Auenlandschaften? Welche Folgerungen können für einen guten Umgang mit dem natürlichen und kulturellen Erbe in Auenlandschaften gezogen werden? Die TU Darmstadt mit ihrer langen Tradition interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Natur-, Geistes- und Ingenierwissenschaften bietet dafür eine gute Basis.
Lesen Sie dazu das Interview mit Herrn Schenk in Echo Online vom 13.4.21