Das Denkmal

Die Entstehung
Die Grundsteinlegung zum Leibgardisten-Denkmal erfolgte 1921, zum 300. Jubiläum des Regiments. Ein erster Entwurf konnte aufgrund unklarer Eigentumsverhältnisse und der Inflation von 1923 nicht realisiert werden. Das Denkmal wurde schließlich nach einem neuen Entwurf am Schlossgraben errichtet und am 19. August 1928 eingeweiht.

Gesamtansicht des Leibgardisten-Denkmals, Juni 2021 (Foto: Benjamin Schenk)
Gesamtansicht des Leibgardisten-Denkmals, Juni 2021 (Foto: Benjamin Schenk)

Das Kunstwerk
Das Denkmal ist in die Schlossgrabenmauer integriert. In einer Nische, die sich zum Friedensplatz (ehemals Paradeplatz) öffnet, steht auf einem Sockel eine Löwenstatue.

In der Brust des Löwen stecken zwei abgebrochene Lanzen, die rechte, krallenbewehrte Tatze ist zum Schlag erhoben, der brüllende Kopf in den Nacken gelegt. Das linke Hinterbein des Löwen ist flach nach hinten ausgestreckt, das rechte Hinterbein angewinkelt, so dass der Unterleib knapp über dem Boden verharrt. Der Schwanz ist erhoben. Die gesamte Haltung des Löwen vermittelt den Eindruck, dass das Tier tödlich verwundet ist und eine Abwehrhaltung einnimmt.

Entworfen wurde die Löwenstatue vom Bildhauer Heinrich Jobst (1874–1943), der 1907 an die Darmstädter Künstlerkolonie berufen worden war und auf der Mathildenhöhe sein Atelier besaß. Gefertigt wurde die Statue von der Firma Brandstetter in München.

Am Sockel sind verschiedene Inschriften zu finden: die Widmung (Sockelvorderseite), ein Hinweis auf die Toten des Infanterie-Regiments 115 (linke Sockelseite), sowie eine Auflistung der Gefechts- und Einsatzorte im Ersten Weltkrieg (rechte Sockelseite). Auf der Rückseite der Denkmal-Nische ist Vers 15,13 des Johannesevangeliums eingemeißelt (vgl. Inschriften und Texttafeln)

Der Löwe des Leibgardisten-Denkmals, Juni 2021 (Foto: Benjamin Schenk)
Der Löwe des Leibgardisten-Denkmals, Juni 2021 (Foto: Benjamin Schenk)

Nach dem Zweiten Weltkrieg
Nachdem das Denkmal während des Krieges beschädigt worden war, wurde es 1952 restauriert. 1958 kamen zwei Texttafeln an den Außenwänden der Denkmal-Nische hinzu, die die Einsatzorte der Infanterie-Regimenter 115, 226 und 485 benennen. Im Zuge dieser Ergänzung wurde über den Umfang der Texte debattiert: Veteranen forderten eine detaillierte Bezeichnung der Schlachten und Einsätze (analog zur Auflistung zum Ersten Weltkrieg auf der rechten Seite des Denkmal-Sockels), die Stadt Darmstadt ließ aber nur die Ortsnamen einmeißeln. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde das Denkmal restauriert, dabei rekonstruierte man beim Löwen die obere Lanze, die lange Zeit gefehlt hatte.

Angesichts der Debatte über das Leibgardisten-Denkmal ließ die Wissenschaftsstadt Darmstadt im Juli 2021 eine provisorische Tafel errichten, die über die Geschichte der „Leibgardisten“ und ihres Denkmals informiert und auf das Forschungsprojekt der Technischen Universität Darmstadt und des Deutschen Polen-Instituts verweist.

Der Löwe Mitte der 1960er Jahre, mit nur einer Lanze in der Brust (UA Darmstadt 303 Nr. 71)
Der Löwe Mitte der 1960er Jahre, mit nur einer Lanze in der Brust (UA Darmstadt 303 Nr. 71)