Der Faktor „Mensch“ in der Mensch-Maschine Interaktion
Philosophische und historische Argumentationen und Konstruktionen

Das interdisziplinäre Projekt untersucht aus einer historischen und technikphilosophischen Perspektive den Wissensaustausch zwischen Geisteswissenschaften und den Ingenieurwissenschaften, um eine neue Perspektive auf derzeitige Entwicklungen in der Mensch-Maschine-Interaktion zu ermöglichen.

Anhand des Konzeptes und Schlagwortes „Faktors Mensch“ sollen die sich verändernden Wissensformationen ,Mensch‘ und ,Technik‘ herausgearbeitet werden. Für einen veränderten Blick auf die Mensch-Maschine-Interaktion kann die Untersuchung des „Faktors Mensch“ als ?programmatisch gelten, da hier Vorstellungen vom Menschen als komplexe ,Ganzheit‘ mit der Pragmatik einer Maschinenkonstruktion verbunden wurden. Damit bildete sich ein ebenso produktives wie gesellschaftlich und wissenschaftlich einflussreiches Forschungsparadigma einer Mensch-Technik-Anpassung heraus, das den Menschen im 20. Jahrhundert in den Mittelpunkt stellt.

Im Mittelpunkt des Projektes steht das Verhältnis vom „(Faktor)Mensch“ zur „Technik“ (u. a. in Form von technischen Schnittstellen) sowohl in verschiedenen gegenwärtig sich rasant entwickelnden Bereichen (Industrie 4.0, Assistenzsysteme, Robotik) als auch in historischen Feldern (Taylorismus, Kybernetik, Automatisierung). Das interdisziplinäre Projekt zielt darauf, in diesen Wissensfeldern verschiedene Problematisierungen historisch und systematisch aufzuarbeiten, wobei der klassischen anthropologischen Frage nach dem „Menschen“ in ihren heterogenen Ausprägungen und Wandlungen mit Blick auf die „Technik“ historisch, philosophisch, sozial- und technikwissenschaftlich nachgegangen werden soll. Nur aus dieser interdisziplinären Herangehensweise können die relevanten Konzeptionen des „Faktors Mensch“ sinnvoll analysiert werden. Ziel ist es, zu verstehen, wie die Bedeutung des ,human factors‘ für die Ingenieurswissenschaften entstand und warum sie sich so einflussreich durchsetzte. Es soll im Projekt untersucht werden, inwiefern durch den Slogan „Faktor Mensch“ nicht nur die technische Rationalisierung bzw. Digitalisierung neu gedeutet und euphemistisch stilisiert werden konnte, sondern auch der Mensch durch verschiedene Attributszuschreibungen auf bestimmte Weise modelliert wurde. Das Bild vom Mensch als ,Mittel- und Bezugspunkt’ von technischen Gestaltungsparadigmen bildet dabei in modernen Diskussionen ein Netz von rhetorischen, materiellen und praktischen Diskursen, die sich wiederum historisch im 20. Jahrhundert aus Politik, Technik, Wissenschaft und Philosophie bildeten.

Literatur:

Zwischen Mensch und Technik. Zur Kultur- und Begriffsgeschichte der ,Anthropotechnik‘. (Dissertation), Konstanz University Press: Konstanz 2019.

Handbuch: Mensch-Maschine-Interaktion. Geschichte – Kultur – Ethik, Metzler: Stuttgart/Weimar 2019 [Hrsg. Kevin Liggieri/Oliver Müller]

Der Regelkreis als das „universelle Gebilde der Technik“. Zugriffe auf Mensch und Maschine zwischen „allgemeiner Regelungskunde“ und philosophischer Anthropologie bei Hermann Schmidt, in: Jahrbuch Technikphilosophie 2019, S. 15-35.

Projektbearbeiter:

Personalbild von Kevin Liggieri

Assistenzprofessor für Historisch-Epistemologische Technikforschung

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