Warnungen vor Naturgefahren sind und waren überlebenswichtig. Um diese effektiv zu steuern, bedarf es reibungslos funktionierender Warnsysteme, die Gefahreninformationen von Warnen-den zu einer von Naturereignissen bedrohten Bevölkerung transportieren und so drohende Schäden abwenden. Das Forschungsprojekt untersucht, wie sich in Deutschland im Laufe des 20. Jahrhunderts aus verschiedenen Warnsystemen eine komplexe, technische Warninfrastruktur entwickelte.
Erstens wird im Rahmen dieses Projekts die Reichs- bzw. Bundesebene untersucht, wo überge-ordnete Warnstrukturen eingeführt und gesetzlich verankert wurden. Daher ist zu fragen, inwie-fern die verschiedenen politischen Systeme im Deutschland des 20. Jahrhunderts spezifische Verfahren zur Warnung vor unterschiedlichen Gefahrentypen entwickelten, organisierten und nutzten.
Ausgehend von dieser Untersuchung soll zweitens in praxeologischer Perspektive aufgezeigt werden, wie Gefahreninformationen in Warnsystemen im städtischen Raum zirkulierten. Hierzu spürt das Projekt technischen Rahmenbedingungen, Beobachtungsinstrumenten, Signalwegen und Warnmitteln nach und analysiert die Abfolge des Kommunikationsprozesses. Indem das Dis-sertationsprojekt Warnsysteme als ein Produkt sozialer Organisation betrachtet, identifiziert es ferner die unterschiedlichen Akteur:innen und ihre Zuständigkeiten im Warnprozess, um einer-seits hierarchische Abfolgen der Informationsherstellung, -weitergabe und -annahme an die be-drohte Bevölkerung aufzuzeigen und um andererseits die Einsätze der Katastrophenschutzorgani-sationen und die Reaktionen der Bevölkerung im Sinne einer Warn-Response zu untersuchen.
Im Mittelpunkt dieser Betrachtungen steht die Warnung vor Naturgefahren, weil ihnen im Zu-sammenhang mit dem anthropogen beschleunigten Klimawandel auch zukünftig eine hohe Prio-rität zugesprochen wird.
Das Dissertationsprojekt wird im Rahmen des Graduiertenkolleg KRITIS durch die Deutsche For-schungsgemeinschaft gefördert.